Pertolzhofen von 1100 - 1600

Pertolzhofen nach der Reformation

Pertolzhofen war nach der Reformation längere Zeit ohne Gottesdienst gewesen. Daher wandte sich Gabriel von Pertolzhofen, ein Kirchenprobst und die Gemeinde an den Kurfürsten, er möge wieder einen Gottesdienst für die Filialkirche vermitteln. Ludwig von Murach solle auf Pfarrer Melch einwirken, daß dieser wie früher einen Kaplan stelle. Erst 1562 kam ein Vertrag zwischen Gabriel von Pertolzhofen und Thomas Philipp von Niedermurach zustande. Am Freitag nach laurenti 1570 wurde der Vertrag neu gefaßt. Von jetzt an ist jeden Sonntag Gottesdienst, und zwar im Winter um elf, von Ostern bis Michaelis um 6 Uhr vormittags. 1564 entstand ein neuer Streit. Die Zechleute von Pertolzhofen zahlten dem Pfarrer die Jahresbesoldung nicht aus. Pfarrer Schmidt schrieb zwei Briefe, dann wandte er sich an den Pfleger Pulnhover. Nun mußte sich Gabriel von Pertolzhofen vor der Regierung verantworten. Er bezeugt seine Unschuld und schimpft auf die "gottlos verlogenen Zechleute, die den Zehent nicht eingehoben haben". Die Zechleute bezeugen, daß sie nicht vom Junker an der Ausrüstung ihres Amtes gehindert wurden. Warum aber enthielten sie dem Pfarrer den vereinbarten Lohn vor? Die Gemeinde Pertolzhofen war mit dem lutherischen Pfarrer unzufrieden. 1563 war der Ort von einer schweren Seuche betroffen worden. Der Pfarrer habe sich aber nicht um die Kranken gekümmert. Hans Seemann, ein Zechprobst von Pertolzhofen, sagt vor dem Pfleger aus, Pfarrer Schmid habe seiner sterbenden Mutter nicht das Sakrament gereicht und sie nicht besucht, sie aber in Murach begraben lassen. Hans Schuster gibt ebenfalls an, der Pfarrer habe ihm während der Seuche nicht das Sakrament gespendet. Hans Lösel beschwert sich, der Pfarrer habe nicht seine Hochzeit in Pertolzhofen gehalten, obwohl hergerichtet war. Hans Schildberger klagt, der Pfarrer habe sein Kind erst getauft, nachdem er es nach Niedermurach getragen habe, auch sei im ganzen Jahr nur an Kirchweih und noch einen Sonntag der Pfarrer von Dieterskirchen hier gewesen und habe Gottesdienst gehalten. Zwei Zeugen, Hans Lösel und Hans Berngauer, ein Murachischer, geben an, der Pfarrer von Murach habe gesagt, alle Pertolzhofer seinen "Reverenter, all Schelm, Dieb, Pöswicht und darzuo all des Teufels".

Die Regierung in Amberg verfuhr in kirchlichen Dingen sehr streng. Sie forderte vom lutherischen Pfarrer Rechenschaft. Pfarrer Schmidt holte von allen Seiten Leumundszeugnisse ein. Die lutherischen Pfarrer und Gemeinden aus der Nachbarschaft unterstützten ihren Amtsbruder nach Kräften. Inzwischen muß sich Gabriel von Pertolzhofen in den Streit eingeschaltet haben. Der Regierung gegenüber stellte er sich unwissend und völlig schuldlos. 1568 beendete Fürst Ludwig den Streit. Zuerst wird Gabriel von Pertolzhofen verwarnt, er dürfe nicht das Volk vor dem Badehaus zusammenrufen und also demselbigem zu Schimpf und Spott und Verkleinerung Ministeri das Evangelium vor dem Badhaus vorlesen. Auch Pfarrer Schmidt darf nicht gleich, wenn das Geld nicht da ist, den Gottesdienst aufgeben. Er muß sofort die Versehung der Filialkirche wieder aufnehmen.