Pertolzhofen von 1600 - 1800

Pertolzhofen erhält wieder einen Seelsorger

Ende des 18. Jahrhunderts strebte Pertolzhofen unter dem neuen Hofmarksherren Gradl eine Verbesserung seiner kirchlichen Stellung an. Es wurde erreicht, daß Pertolzhofen jeden Sonntag mit einem Gottesdienst durch einen Gesellpriester versorgt wurde. Doch vereits 1794 kam es wieder zu Streitigkeiten. Im Juni 1794 hattes es der Pfarrer abgelehnt, daß ein Kapuzinerpater, der in der Gegend sammelte, in Pertolzhofen eine Sonntagsmesse am Johannistag zu halten. Gradl war daraufhin nach Niedermurach gekommen und beschimpfte den Pfarrer. Er nannte ihn einen "impertinenten, lümmelhaften Pfarrer". Gradl könne in seiner Kirche Messe lesen lassen, soviel er wolle. Den Tabernakelschlüssel braucht er nicht mehr, er habe sich selbst einen nachmachen lassen. Der Pfarrer beschwerte sich beim Bischof und rief den Hofmarksherren von Niedermurach zur Hilfe gegen den "übermütigen Müllerssohn, den Färbergesellen und jetzigen Reichsedlen".

Bald darauf legte Gradl ein Gesuch beim Fürsten vor, einen Schloßkaplan anstellen zu dürfen. Der Pfarrer lehnte dies scharf ab: "Ich würde mich über einen Schloßkaplan nicht aufhalten, wenn ich nicht die stets ungenügsame Art der immer mehr fordernden Pertolzhofer, worüber schon meine Vorfahren die bittersten Klagen führen mußten, fürchten müßte. Der Sazellan wird nicht bei der Herrschaft wohnen, sondern erhält einen eigenen Bauernhof mit Scheuer und Stall, Felder, Garten und Wiese, eine Menage und 50 gulden in barem Geld. Nein, gnädigster Fürst und Herr. Hier bin ich und war ich niemals einverstanden. Die Schulvisitation sind von pfarrlichen Amte unzertrennlich und das Heil der Kleinen ist so wie uns der Großen nur auf die Seele des Hirten gebunden, nicht aber einen Söldners." Außerdem bestehe die Gefahr, daß Pertolzhofen das Begräbnis- und Taufrecht (wieder) an sich bringen wolle. Das Geld gab anscheinend auch schon damals den ausschlaggebenden Grund. Der Pfarrer konnte es letztendlich aber nicht verhindern, daß in Pertolzhofen wieder ein Geistlicher angestellt wurde.