Von der Jahrhundertwende bis Kriegsende 1918

Wirtschaftliche Lage um 1900

Die Verhältnisse in der bayrischen Landwirtschaft waren zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht rosig. Im Jahr 1890 fielen die Getreidezölle, die bis dahin die Preise noch einigermaßen gehalten hatten. Die Oberpfalz stand vor dem wirtschaftlichen Ruin, denn ein Großteil der Ernte war unverkäuflich. Bittere Not zog in Pertolzhofen in die Häuser ein. Fast alle bewirtschafteten ja nur landwirtschaftliche Klein- und Kleinstbetriebe. Trotz der kleinen landwirtschaftlichen Flächen hatte das Dorf einen eigenen Hüter angestellt. Auch ein Stierhalter wurde in den Gemeindeversammlungen jährlich bestimmt. Die Gemeinde bestellte außerdem den Gemeindediener als Flur- und Nachtwärter. Es ist verständlich, daß die Dörfler jede Arbeit annahmen, die sich bot. Sie gingen teilweise als Saisonarbeiter zur Ernte nach Niederbayern. Arbeit gab es ab 1902 beim Bahnbau und um 1907 beim Truppenübungplatzausbau in Grafenwöhr. Seit dem Bahnbau wurden auch Schwarzbeeren und Pilze aufgekauft, so daß zusätzlich etwas Geld verdient werden konnte. Die Kinder wurden schon als Sechsjährige zum Gänse- und Kuhhüten eingesetzt. Mancher junge Pertolzhofer, der zu Hause nichts erben konnte, suchte sein Glück in der Fremde, bevorzugt in München oder Nürnberg. Die sogenannte gute alte Zeit vor 1914 war eine harte Zeit in Pertolzhofen.