Pertolzhofen zur Zeit der Weimarer Republik

Aus der Dorfgeschichte der 20er Jahre

Im Herbst 1920 trat die Maul- und Klauenseuche in erheblichen Maße auf. Als eines der ersten Dörfer in unserer Umgebung wird Höflarn betroffen. Von dort wollte man das Fleisch eines gefallenen Ochsen auf der Bahnstation Pertolzhofen verfrachten. Da rückte die "schlagfertige" Mannschaft von hier aus und verprügelte den Bauernsohn und den Knecht, so daß sie mit ihrem Fuhrwerk über Oberkonhof flüchten mußten. In Pertolzhofen wurden dann auch nur zwei Anwesen von der Seuche befallen. Die Bewohner hatten ungeheuere Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Selbst der Postbote durfte das Dorf nicht betreten. Für ihn wurde ein Briefkasten am Ortseingang aufgehängt. Böse Zungen behaupteten später, man habe selbst die Zeitung mit der Beißzange gelesen.

1921 nimmt die Inflation immer mehr zu. Es ist ein sehr trockenes Jahr, das Wasser im Dorf wird knapp. Daher beginnt man 1922 mit dem Bau einer Wasserleitung. Früher war auf dem Kirchplatz ein Brunnen, dem in einer Holzleitung Wasser zugeführt wurde. Die untere Hälfte des Dorfes wird an die neue Leitung angeschlossen. Durch die Inflation war die Leitung fast gratis. Am 23. Oktober 1923 gilt eine Goldmark gleich einer Billion Papiermark. Niemand hat mehr Geld. Im Herbst 1923 begann der Abbruch des alten Schloßgebäudes. Die Gewölbe mußten gesprengt werden, die Arbeiten ziehen sich lange hin. Körbeweise verheizt man das Papier, das auf dem Schloßboden jahrhundertelang ruhte. Niemand erkennt den Wert. In diesem Jahr wird auch die völkische Bewegung sehr stark. Besonders Höflarn und Nottersdorf sind dafür, berichtet Expositus Hohenester. Zu den Wahlen 1924 bringen sie sogar einenn Redner hierher. Fronleichnam 1924 wird der neue Gasthof Lobingr feierlich eingeweiht. Die Feier endet mit einer allgemeinen schweren Rauferei. Auch die Feuerwehr hatte dadurch ein neues Vereinslokal unter alter Führung erhalten. Zuvor war das Vereinslokal im alten Schloßgebäude, welches sich auch im Besitz dr Familie Lobinger befand.